Vor einer Weile habe ich mich gefragt, was ein „Quilt“ ist und was der Unterschied zum „Patchwork“ ist und meine Erkenntnisse möchte ich in diesem Beitrag mit euch teilen. 🙂 In Deutschland werden die Begriffe ja manchmal als Synonym gebraucht und es ist tatsächlich so, dass diese beiden Techniken oft zusammen verwendet werden, aber eigentlich sind es zwei ganz unterschiedliche Techniken.
Patchwork ist nämlich das Zusammennähen kleinerer Stoffstück zu einem größeren Design, unter Quilten versteht man das Verbinden mehrerer Stofflagen über die ganze Vorderseite mit Hilfe eines Steppstiches. Quilten ist eine alte Technik, die mindestens seit dem Mittelalter in Europa und Asien verwendet wird. Sie wurde im England des 13. Jahrhunderts beliebt, um Bettdecken oder Kleidung zu nähen, die sowohl leicht als auch warm war.
Quilting vs. Patchwork: Die wichtigsten Unterschiede
Hier ist eine Übersicht über die wichtigsten Merkmale von Quilting und Patchwork:
Quilting
- Definition: Quilting beinhaltet das Zusammennähen von zwei oder mehr Lagen Stoff – meist einer oberen Schicht, Vlies (Mitte) und einer Rückseite.
- Zweck: Hauptsächlich für Wärme und dekorative Zwecke.
- Techniken: Verwendet verschiedene Stichmethoden wie Handquilten, Maschinenquilten und Longarm-Quilten.
- Designfokus: Oft werden komplexe Nähmuster über die gesamte Oberfläche verteilt, die Motive oder sich wiederholende Designs enthalten können.
Patchwork:
- Definition: Patchwork beinhaltet das Zusammennähen von Stoffstücken, um ein größeres Design oder einen Block zu erstellen.
- Zweck: Konzentriert sich heute mehr auf das visuelle Design als auf die Funktionalität, historisch auf die sparsame Verwendung von Stoffstücken
- Techniken: Enthält Methoden wie Piecing, Applikation und Paper Piecing.
- Designfokus: Legt Wert auf die Anordnung und das Muster der Stoffstücke, die oft geometrische oder mosaikartige Designs bilden.
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Wieso werden die Wörter „Quilt“ und „Patchwork“ oft verwechselt?
Der Grund, warum die beiden Wörter häufig als Synonyme verwendet werden, ist vermutlich, dass die Oberseite der meisten Quilts aus Patchwork besteht und die meisten Patchwork-Decken auch gequiltet werden. Das gibt einen schönen optischen Effekt und außerdem wird die Decke so stabilisiert und die Stofflagen können sich nicht voneinander lösen.
Im Austin Capitol Visitor Center ist beispielsweise dieses historisches Patchwork-Quilt ausgestellt, bei dem das Quilten einen schönen 3D-Effekt ergibt.
Es gibt aber auch Quilts, bei denen die Vorderseite aus einem einzelnen Stoff besteht. Im Englischen nennt man solche Decken oft „whole-cloth quilts“ oder „plain quilts“. Doch nicht jedes Quilt, das nur aus einem Stoff besteht, ist notwendigerweise „plain“, d.h. schlicht oder schmucklos. Beispielsweise möchte ich bei diesem französischen Quilt aus dem 18. Jahrhundert gar nicht wissen, wie lange es gedauert hat, es (von Hand!) fertigzustellen…
Quilten von Hand
Früher wurden natürlich alles von Hand genäht, aber zum Teil werden Decken auch heute noch von Hand gequiltet, wie du hier sehen kannst. Das erscheint mir persönlich als zu aufwändig, denn ich bin gerne schnell mit meinen Nähprojekten fertig. Aber dieser manuelle Schritt gibt der Decke tatsächlich einen besonders individuelleren Touch.
Außerdem gibt es auch Näherinnen, denen nach eigener Aussage genau dieser Teil der Arbeit besonders viel Spaß macht, da er für sie besonders entspannend und befriedigend ist.
Eine Anleitung zum Hand-Quilten findest du beispielsweise im Bernina-Blog: Quilten – mit der Hand oder mit der Maschine?
Quilten mit der Maschine
Meist wird das Quilten heutzutage mit der Maschine gemacht. Um die Arbeit leichter zu machen, gibt es spezielle Quiltfüße für die Nähmaschine, die durchsichtig sind und Führungslinien besitzen, um die Kanten genau zu treffen. In dem Bild oben wurde ein einfacher Gradstich verwendet, aber du kannst auch mit verschiedenen Zierstichen und Mustern deiner Decke ein individuelles Aussehen verleihen.
Daneben gibt es auch das „Freestyle Quilting“ oder „Free Motion Quilting“, bei dem man sich nicht an vorgezeichnete Linien oder Muster hält. Stattdessen wird der Stoff frei unter der Nadel der Nähmaschine bewegt, um eigene, individuelle Designs und Muster zu erstellen. Diese Methode erfordert einige Übung uns ermöglicht es, kreative und oft sehr persönliche Quilts zu gestalten.
Da eine Führung des Stoffs beim freihändigen Quilten nicht erwünscht ist, benötigst du hier eine Nähmaschine, bei der der Transporteur versenkt werden kann. Außerdem eignet sich hier ein Stickfuß oder ein Füßchen, das speziell für das Freihand-Quilten gemacht ist:
Wie werden aufwändige Muster gequiltet?
Hast du dich schonmal gefragt, wie die zum Teil sehr aufwändigen Quilt-Muster entstehen? Dafür gibt es Longarm-Quiltmaschinen. Das ist ein spezielles Gerät, das eine viel größere Arbeitsfläche hat als eine herkömmliche Nähmaschine. Damit kannst du große Decken schnell und einfach quilten und so leichter großflächige Muster erzeugen. Diese Methode ist jedoch teurer als die anderen beiden Methoden und erfordert auch Platz. Wenn du nur gelegentlich eine Patchwork-Decke nähst, lohnt sich diese Anschaffung natürlich nicht. 🙂
Was sind Verwendungen von Quilts?
Die naheliegendste Verwendung eine von Quilts ist als Decke, meist als dekorative Tagesdecke, mit denen das Bett tagsüber abgedeckt werden.
Relativ häufig sieht man sie auch als wunderschöne Babydecken oder auch als dekorativer Wandbehang. Dieser Quilt hängt beispielsweise im Gästezimmer meiner amerikanischen Verwandtschaft:
Auch als Decke auf oder an dem Sofa oder Sessel macht sich ein Quilt gut – es sieht nicht nur dekorativ aus, sondern man hat auch an kühlen Tagen gleich eine kuschlige Decke parat. 🙂
Welches Garn zum Quilten verwenden?
Es gibt spezielle Quilt- oder Stickgarne aus mercerisierter Baumwolle, die dicker sind als übliches Nähgarn. Dadurch ist das Garn besonders reißfest und es bildet kaum Knötchen aus. Durch den Mercerisations-Prozess, ist das Quiltgarn, besonders reißfest, schrumpfarm und bügelfest.
Weitere Infos zur Geschichte des Quiltens
Hier habe ich dir nur einen kurzen Überblick über das Thema gegeben, weitere Informationen zur Geschichte des Quiltens mit beeindruckenden Bildern findest du im diesem Blogbeitrag des Victoria Albert Museums:
An introduction to quilting and patchwork
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