Vor einiger Zeit habe ich uns schon ein paar Mund-Nasen-Masken genäht – zum Glück geht das ja ganz einfach und schnell. Jetzt mit der Maskenpflicht werde ich gleich noch ein paar mehr nähen, um den Bedarf in der Familie zu decken.
Allerdings lese ich in letzter Zeit immer wieder, dass Gummiband knapp ist oder dass es jetzt viel mehr kostet als früher. Daher möchte ich dir heute Alternativen zu gekauftem Gummiband präsentieren. Denn es wäre schade, wenn du dir wegen fehlenden Gummibandes keine Alltags-Maske selber nähen könntest.
Wieso eine Maske selber nähen?
In vielen Bundesländern ist es vorgeschrieben, eine Maske aufzusetzen, wenn du in Läden gehst oder den ÖPNV benutzt. Zertifizierte Mundschutzmasken kann man kaufen – mittlerweile findet man ja wieder welche online oder in der Apotheke (sie sind allerdings nicht ganz billig). Doch Mundschutzmasken sind immer noch Mangelware – der Bedarf ist viel höher als das Angebot. Und daher habe ich für mich entschieden, dass selbstgenähte Mund-Nasen-Masken genau das richtige sind.
Wir „normalen Menschen“ sind ja keinem großen Ansteckungsrisiko ausgesetzt, wenn wir in den Supermarkt gehen – verglichen zum Beispiel mit Gesundheitspersonal oder anderen Personen in systemrelevanten Berufen. Außerdem gibt es keinen begründeten Verdacht, dass wir selber ansteckend sind. Und so denke ich, dass nur fair ist, die echten, zertifizierten Masken den Menschen zu überlassen, die sie dringender brauchen als wir. Auch das RKI empfiehlt den Gebrauch von selber genähten Masken in manchen Situationen des Alltags: Ist das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung in der Öffentlichkeit sinnvoll?
Es muss jedem aber bewusst sein, dass selber genähte Mund-Nasen-Masken kein medizinisches Produkt mit zertifizierter Schutzwirkung sind. Sie dienen hauptsächlich dazu, das Ausstoßen von Tröpfchen beim Sprechen, Husten oder Niesen zu behindern. Damit tragen sie hauptsächlich zum Schutz anderer Menschen bei und ersetzen weder das Abstandsgebot noch die Hygiene-Regeln wie zum Beispiel das Händewaschen.
Und wie wird die Alltagsmaske nun befestigt?
Prinzipiell gibt es drei grundsätzliche Arten, wie du die Maske befestigen kann. Du kannst wie bei den OP-Masken eine Schlaufe links und rechts anbringen, welche über die Ohren gesteckt werden. Hierfür eignet sich nur sehr elastische Bänder wie Gummifaden.
Du kann an den Ecken auch vier lose Bänder annähen, die hinter den Ohren verknotet werden. Das ist von allem dann sinnvoll, wenn du im vorhinein nicht weißt, wie große der Kopf des Maskenträgers sein wird. So kann der Mund-Nasen-Schutz individuell an den Kopfumfang angepasst werden. So habe ich für meine Kinder und für mich einen Mundschutz in der gleichen Größe genäht und die Größe über die Bindebänder eingestellt.
Die dritte Möglichkeit ist, dass die Bänder nicht an den Ohren befestig sind, sondern einmal um den Kopf gehen. Dadurch ist die Maske etwas aufwändiger an- und auszuziehen, aber die Bänder drücken nicht auf das Ohr.
Mit Gummiband
Wenn du zu den Glücklichen gehörst, die ausreichend Gummiband oder Gummifaden hast, dann kannst du nun einfach mit einem Zickzackstich eine Gummischlaufe an die Maske nähen.
Mit Schrägband
Die ersten Masken habe ich mit Schrägband eingefasst, welches ich selber gemacht habe. Das hat den Vorteil, dass du das Einfassband perfekt auf die genähte Maske anpassen kannst.
Hier ist eine Anleitung, wie du Schrägband selber machen kannst.
Du kannst Schrägband natürlich auch kaufen, aber in letzter Zeit ist es auch öfter mal knapp. Hier gibt es aber zum Beispiel noch welches in dunkelbraun: 1 Bund Schrägband – Dunkelbraun* (Werbe-/Partnerlink)
Mit Jersey-Band
Eine Alternative zu Schrägband ist die sogenannte Jersey-Nudel oder Textil-Garn:
Es ist wirklich sehr einfach herzusellen. Du schneidest einfach einen Streifen von ca. 1,5 cm vom Rand eines Single-Jerseys ab. Nun ziehst du den Streifen mehrmals kräftig auseinander und du wirst sehen, dass sich das Band komplett zusammenrollt. Je mehr der Jersey von Anfang an die Tendenz hat sich einzurollen, desto besser! 🙂 So kannst du aus der nervigen gerollten Kante des Stoffs durch geschicktes Upcycling noch etwas Sinnvolles anfangen!
Ein Tipp noch bezüglich der Roll-Richtung: Wenn du den Jersey entlang der Schnittkante (also quer zur Webkante) schneidest, liegt bei der Jersey-Nudel die linke (hässliche) Seite außen. Das ist bei durchgefärbten Stoffen nicht schlimm, aber bei bedruckten Jerseys nicht ideal. Wenn du das Band allerdings entlang der Webkante abschneidest , dann liegt die rechte Seite außen – das solltest du also bei bedruckten Stoffen machen.
Jersey-Nudeln eignen sich nur für die Binde-Variante der Masken, denn es hat die Eigenschaft, im Laufe der Zeit auszuleiern, vor allem bei Baumwolljersey ohne Elasthan-Anteil.
Mit jedem anderen weichen Band
Du kannst auch alle weiteren Bänder verwenden, die einigermaßen weich und angenehm zu tragen sind, also zum Beispiel Hoodie-Kordeln oder textiles Geschenkband. Auch Klöppelspitze eignet sich erstaunlich gut!
Und wenn die Ohren schmerzen?
Bei einigen Menschen fangen die Ohren zu schmerzen an, wenn sie einen Mundschutz länger tragen müssen. Du kannst du deine Mundmaske aber auch so nähen, dass sie hinter dem Kopf befestigt wird.
Breites Gummiband
Breites Gummiband eignet sich nicht, um eine „Ohrenschlaufe“ zu nähen, wohl aber um die Behelfsmaske hinter dem Kopf zu befestigen.
Klettband
Auch Klettbänder können am Hinterkopf geschlossen werden und ermöglichen eine individuelle Anpassung an die Kopfgröße.
Ein Multifunktionstuch nähen
ALs Alternative kannst du auch ein Multifunktionstuch selber nähen und es dur über den Mund ziehen: Multifunktionstuch: Ein schnelles Projekt mit zwei Nähten
Wegen des warmen Wetters kannst du den Fleece auch gerne weglassen – oder durch einen dünneren Stoff ersetzen. 🙂
Welche Stoffe eignen sich für einen Behelfsmaske?
Die zertifizierten OP-Masken werden aus verschiedenen Arten von nicht-gewobenem Polypropylen-Stoff hergestellt. Diese sind für den normalen Verbraucher allerdings nicht wirklich zu bekommen. Daher müssen wir auf „normale“ Stoffe ausweichen, dabei reichen Stoffreste oft aus.
Das erste Kriterium für die Stoffwahl ist, dass die Stoffe luftdurchlässig sind und du gut durch zwei Lagen Stoff atmen kannst. Das kannst du testen, indem du zwei Lagen des gewählten Stoffes über deinen Mund legst und einfach probierst, ob das Atmen leicht geht.
Darüber hinaus sollte das Material auch möglichst wenig Krankheitserreger durchlassen. Das ist wohl bei dicht gewebten Stoffen der Fall. Wie dicht ein Stoff gewebt ist, kannst testen, indem du ihn ins Licht hältst: Je weniger Lichtpunkte du durch den Stoff siehst, deste dichter ist der Stoff.
Gut geeignet sind zum Beispiel gewebte Baumwoll-(Quilt-)Stoffe, dickerer Jersey wie Romanit-Jersey, Leinen, Molton oder Flanell.
Alternativ dazu gibt es seit einiger Zeit auch antimikrobielle Stoffe zu kaufen, die durch die eingewebten Silber-Ionen das Wachstum von Bakterien dauerhaft hemmen. Du bekommst ihn zum Beispiel hier: Antimikrobieller Jersey – SHIELD – Uni – Weiß* (Partner-/Werbelink)
Stoffe unbedingt vorwaschen!
Es gibt zum Teil die Empfehlung, den Stoff bei mindestens 60 Grad zu waschen. Wenn du du das vorhast, dann wasche den Stoff bitte vor dem Nähen unbedingt bei dieser hohen Temperatur vor und stecke ihn am Besten auch noch in den Trockner.
Denn sonst geht es dir wie einem Arbeitskollegen, der seine Maske bei hoher Temperatur gewaschen und getrocknet hat. Danach war die Maske viel kleiner. Sie passt zwar wohl noch einigermaßen, aber das muss ja nicht sein 😉 Außerdem siehst du dann schon vor dem Nähen wie gut die Stoffe die hohen Temperaturen beim Waschen überstehen.
Andere waschen ihre Masken bei niedrigeren Temperaturen, benutzen aber einen speziellen Hygiene-Spüler, der Bakterien und Viren abtötet. Auch das Desinfizieren im Topf mit kochendem Wasser oder durch Bügeln ist wohl möglich (siehe hier). Ich finde das Bügeln viel einfacher, da ich nicht so viel Kochwäsche habe, und für viele Stoffe (sowie für Klöppelspitze 🙂 ) ist es deutlich schondender.
Maske richtig herum anziehen
Damit du deine selber genähte Mundmaske nicht verkehrt herum aufsetzt, ist es sinnvoll, dass du die Vorderseite von der Rückseite unterscheiden kannst. Ich nutze dafür einfach zwei unterschiedliche Stoffe:
Alternativ kannst du aber auch einen Plot oder einen Knopf auf die Vorderseite aufbringen.
Und nun wünsche ich dir viel Erfolg beim Nähen des Mundschutzes und bleib gesund!
Cailin
Michaela Kramaschki meint
Hallo,
Ein kleiner Hinweis zu den Jerseynudeln. Es ist genau umgekehrt wie Du geschrieben hast. Wenn man den Jersey entlang der „Webkante“ schneidet roll er sich so auf, dass die schöne Seite außen liegt, schneidet man ihn quer zur „Webkante“ liegt die linke Stoffseite außen. Ich habe den Begriff Webkante absichtlich in Anführungszeichen gesetzt, weil Jersey kein Web- sondern ein Strickstoff ist. Im übrigen leiert bi-elastischer Jersey durch den höheren Elastananteil nicht so schnell aus und kann sehr oft auf 60 Grad gewaschen werden.
cailin meint
Hallo Michaela,
danke für den Hinweis, du hast natürlich Recht. Ich habe es oben angepasst.
Viele liebe Grüße,
Cailin
Marion meint
Hi,
Wir haben in unserer Kindheit alte Feinstrumpfhosen in dünne Streifen geschnitten und auseinander gezogen, diese haben wir als Haargummis/Bänder benutzt.
Das hab ich bei meinen Masken übernommen und bis jetzt halten sie auch 60°C Maschinenwäsche super aus. Finde es vom Tragekomfort auch angenehm.
LG Marion
cailin meint
Hallo Marion,
das ist ja auch ein super Tipp! Vielen Dank!
Viele liebe Grüße,
Cailin
Tine meint
Liebe Cailin,
ich habe gerade deinen Beitrag gelesen. Beim Bügeln musst du ganz doll aufpassen, da man wohl nicht lange genug die gleiche Temperatur halten kann, damit alles tot ist. Besser ist es, die Maske auszukochen, zu waschen odee bei 70 °C eine halbe Stunde in den Backofen zu legen.