Ich freue mich, heute Anja vom „Blog ohne Namen“ als Interview-Gast zu haben. Wir sprechen über ihre ersten Stoff-Einkäufe im Baumarkt, darüber, wie sie die Fehlkäufe von früher jetzt doch noch verwendet, über das Plotten und die Einstellung ihres Sohnes zur Farbe rosa. Ihr dürft euch also auf ein spannendes Interview gefasst machen. 🙂
Auf ihrem Blog zeigt sie im Allgemeinen, was sie näht und werkelt sowie jede Menge Anleitungen, zum Beispiel wie man ganz einfach SnapPap-Labels zum Wenden herstellen kann. Und wenn du eine Frage zum Plotten hast, dann ist ihr Blog ganz sicher eine gute Anlaufstelle!
Hallo Anja! Ich freue mich sehr, dass du für dieses Interview Zeit gefunden hast! Was gefällt dir am Nähen?
Eigentlich gefällt mir alles am Nähen. Es gibt Tage, da läuft es richtig gut und dann gibt es Tage, an denen will einfach nichts klappen und ich würde die Nähmaschine am liebsten im hohen Bogen aus dem Fenster katapultieren. *g*
Besonders viel Freude habe ich an Projekten bei denen man sich die Zähne ausbeißen kann – solange irgendwann ein Erfolg in Sicht ist. Insbesondere bei Schnittmustern für Taschen ist das der Fall. Bei Kleidung für unseren Zwerg bleibe ich aber gerne bei den Schnittmustern, die sich im Laufe der Zeit bewährt haben.
Ganz wichtig ist für mich auch ein regelmäßiger Ausflug zu einem der örtlichen Stoffhändler. In den meisten Fällen ist dann der Farbenmix Staaars immer die erste Anlaufstelle – der Laden hat mich vom ersten Tag an total begeistert und tut es auch heute noch.
Wie bist du eigentlich zum Plotten gekommen? Du benutzt deinen Plotter ja nicht nur für Applikationen, sondern auch für viele andere Dinge wie z.B. Foto-Karten, Bilder, Schlüssel-Anhänger und Labels zum Annähen.
Ich hatte mich eine Weile intensiv mit diversen Papierbasteleien beschäftigt und bin so irgendwann über ein Video eines Schneideplotters gestolpert. Einige Wochen später durfte dann der erste Plotter hier einziehen. Das Nähen kam erst einige Monate später hinzu, quasi als Ergänzung zu dem Plotter. Es hat einige Monate gedauert, bis ich den „vollen“ kreativen Umfang des Nähens für mich entdeckt hatte.
Vor kurzem wollte ich endlich einmal wissen, wie viel Stoff ich gebunkert habe. Es sind ca. 50m … 😳 Wie viel Stoff besitzt du denn? Wie groß sollte deiner Meinung nach ein Stofflager sein?
Ich schätze so an die 20 – 25 Meter, habe aber ehrlich gesagt noch nie nachgemessen. Das bezieht sich auf Bekleidungs- und Taschenstoffe.
Meiner Meinung nach reicht ein kleines Stofflager aus, sofern man die passenden Kombistoffe zu Hause hat. Das größte und tollste Lager nützt einem nicht viel, wenn es am Ende am passenden Kombistoff scheitert.
Erinnerst du dich an deinen allerersten Stoffkauf?
Nein, tue ich nicht. In der Anfangszeit hatte ich viel aus alten Jeans, Tischdecken und den einfachen Stoffen aus dem „Baumarkt“ ausprobiert um einfach ein Gefühl für die Stoffe und Ihre Beschaffenheit zu bekommen.
Der erste „bewusste“ Stoffkauf war dann auf einem holländischen Stoffmarkt.
Du schreibst auf deinem Blog, dass du mittlerweile viel bewusster Stoffe kaufst. Wie hat sich dein Kaufverhalten im Laufe der Zeit geändert? Was war deine wichtigste Erkenntnis?
Mein Kaufverhalten war, glaube ich, schon immer etwas „sonderbar“. Nach meinem ersten Einkauf auf dem Stoffmarkt stand ich mit übervollen Tüten vor dem Stoffregal und habe mich dann tierisch darüber geärgert, dass nichts Passendes zum Kombinieren vorhanden ist. In meinen Tüten sind nur gemusterte Stoffe gelandet, die zum Kauf verleitet haben.
Das hat mich damals sehr gefrustet, denn es fehlte immer der passende Kombistoff – oder das passende Zubehör. Ich musste also im Internet versuchen farblich passende Sachen zu finden. Nicht nur, dass das sehr viel Zeit gekostet hat, es war auch noch sehr frustrierend, wenn es dann am Ende farblich nicht so gepasst hat, wie ich es mir gewünscht habe.
Zu dem Zeitpunkt habe ich mir dann das erste Mal Gedanken über mein Kaufverhalten gemacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass das so, wie es auf dem Stoffmarkt lief, nicht noch einmal laufen darf.
Meine ganze Einstellung gegenüber Stoffen hat sich von Grund auf geändert, und ich kaufe diese jetzt mit wesentlich mehr Bedacht und viel bewusster ein.
So kaufe ich nicht jeden Stoff, der mir gefällt, sondern wirklich nur die, bei denen mir direkt ein „fertiges“ Ergebnis im Kopf herumschwirrt. Am schönsten ist es dann, wenn man so einen Stoff im örtlichen Laden findet, sich den Ballen unter den Arm klemmen und damit auf die Suche nach dem passenden Kombistoff und Zubehör gehen kann.
Glücklicherweise kann ich sehr gut mit dem „Zugzwang“, der durch Eigenproduktionen hervorgerufen werden kann, umgehen und kaufe auch hier nur die Designs, die mich wirklich ansprechen.
Haben sich auch deine Stoffvorlieben im Laufe der Zeit verändert?
Am Anfang war es eher dünner Jersey. Mittlerweile vernähe ich am liebsten Sommersweat.
Was machst du mit den Stoffen, die nicht mehr deinem Geschmack entsprechen?
Erst einmal bleiben diese Stoffe eine ganze Weile in der hintersten Ecke im Schrank liegen. Irgendwann „erwischt“ es dann einen, der dann mit in den Stoffladen darf und für den ich dann dort nach passenden Kombis suche. Meistens wird aus diesen „Schrankleichen“ dann etwas für den Nachwuchs unserer Freunde.
Wenn ich so gar keine Idee habe, dann versuche ich ihn gegen einen anderen Stoff zu tauschen oder zu verkaufen.
Was sind die Tipps, die du einem Nähanfänger für den Stoffkauf mitgeben würdest?
Kauft mit dem Kopf – nicht mit dem Bauch. „Nur“ weil ein Stoff schön/niedlich aussieht, muss man ihn nicht zwangsläufig kaufen, nur um ihn zu besitzen. Ich denke, es ist am besten, wenn man einen Stoff kauft, bei dem man schon ein fertiges Ergebnis im Kopf hat. So hat man später auch wirklich Freude an dem neuen Kleidungsstück und ggf. an strahlenden Kinderaugen.
Was war dein bisher schönstes Erlebnis mit dem Nähen?
Unser Zwerg sucht sich im Stoffladen gerne mal den einen oder anderen Stoff aus. Diesen bekomme ich dann mit der „Order“, was daraus genäht werden soll. Irgendwann kam er dann mit einem rosafarbenen Stoff, der mit roten Krebsen bedruckt war, und wollte daraus einen Pullover haben.
Während des Nähens stellte ich mir häufiger die Frage, ob er den Pullover wohl auch zum Kindergarten anziehen wird (er sucht sich seine Kleidung immer selbst aus dem Schrank) und wie die anderen Kinder auf den Pullover reagieren werden.
Eines Tages zog er sich dann diesen Pullover aus dem Schrank, zog ihn an und ist damit in den Kindergarten gegangen. Beim Abholen erzählte er, dass alle Kinder (und die Erzieher) ganz begeistert von seinem „Mr. Krebs“ gewesen sind. Nur ein Junge fand den doof, weil der rosa war. Die Antwort unseres Zwerges war: „Ja, das macht nichts. Farben sind für alle da“.
Gab es schon mal ein blödes Erlebnis?
Einige. ;o)
Was meinst du: Ist Nähen cool?
Für mich ist das Nähen eine der besten Möglichkeiten um „gegen den Strom“ zu schwimmen und sich von anderen Menschen abzuheben. Sei es nun in Form von Kleidung, Taschen oder diversen Kleinigkeiten. Ich mag es, mich von anderen – auf meine eigene Art und Weise – abzuheben und mein eigenes „Ding“ zu machen. Das war schon im Kindergarten so und wird sich vermutlich – und hoffentlich – nie ändern.
Vielen lieben Dank, Anja, für das tolle Interview und die spannenden Einblicke in deine Hobbys!
Vielen Dank an dich für das Interview, es hat mir wirklich Spaß gemacht.
Und nun zu euch
Nun aber zu euch, jetzt interessiert mich: Was war eure markanteste Erfahrung mit dem Nähen? Und was ist eure wichtigste Erkenntnis bezüglich Stoffkäufen?
Unser Großer ist übrigens nicht so entspannt im Umgang mit „Mädchenfarben“. Wenn ein Kleidungsstück nur einen Hauch von rosa oder lila enthält, zieht er es auf gar keinen Fall in den Kindergarten an.
Allerdings beschwert er sich auch regelmäßig, dass es gemein sei, dass Mädchen alle Farben tragen dürfen, Jungs aber nicht. Aber dafür hätten Jungs es beim Pippi-Machen einfacher, dann sei ja insgesamt doch alles wieder gerecht… 🙂
Was haltet ihr von der Unterscheidung in Jungsfarben und Mädchenfarben? Und wie sehen eure Kinder das? Lasst doch einen Kommentar da, ich freue mich über eure Meinungen!
Viele liebe Grüße,
Cailin
Dein kostenloses Schnittmuster
Brauchst du noch ein Hosen-Schnittmuster? Wenn du dich zu unserem Newsletter anmeldest, schenke ich dir das Schnittmuster für die Leggings Luna dazu! Nach der Anmeldung bekommst du innerhalb einer Stunde das Schnittmuster in den Größen 44-116 kostenlos zugeschickt.
Das Schnittmuster für die Leggings Luna kannst du übrigens alternativ im Shop erwerben.
Schreibe einen Kommentar