Geht euch das auch manchmal so? Ihr hört oder lest etwas und denkt, das sei vollkommen verrückt. Ihr wundert euch, wie jemand so etwas machen oder denken kann. Und dann erinnert ihr euch, dass ihr dasselbe vor Kurzem auch gerade gemacht habt? Bitte sagt mir, dass das nicht nur mir passiert… 🙂
Das letzte Mal ging es mir gestern so. Und zwar habe ich auf dem Blog Fashion-Incubator eine Rezension des Buches Metric Pattern Cutting for Children gelesen. In den Kommentaren wird berichtet, dass es modernen Modelabels beim Entwurf von Schnitten sehr wichtig ist, dass ein Kleidungsstück flach hingelegt werden kann.
Warum soll Kleidung flach liegen? Damit alles schön ordentlich aussieht, wenn sie im Regal liegt. Und damit durch das Gewicht der darüber liegenden Kleider keine Falten entstehen.
Die Modehäuser legen wohl so viel Wert darauf, dass die tatsächliche Passform zweitrangig wird. Und das mit gutem Grund, denn Kunden legen wohl tatsächlich mehr Wert auf das Aussehen der Kleidung im Regal als auf ihr eigenes Aussehen, wenn sie das Kleidungsstück tragen.
Kleidung, die im Regal schön aussieht, aber schlecht sitzt, wird anscheinend fünf Mal häufiger gekauft als solche, die gut sitzt, aber im Regal nicht so ordentlich aussieht. Vermutlich ist es einfach so, dass Dinge, die im Regal unordentlich aussehen, einfach nicht in die Hand genommen werden. Das ist ja Quatsch, dachte ich, kein Wunder, dass nur Näherinnen gut sitzende Kleidung haben, sie suchen sie sich ja nicht im Regal aus.
Und dann erinnerte ich mich, warum ich überhaupt bei jenem Kommentar auf dem Blog Fashion Incubator gelandet bin: Ich recherchierte, wie man Schnittmuster an der Armkugel anpassen und korrigieren kann.
Weil mein Schnittmuster-Buch vielleicht vermutlich einen „Fehler“ hatte — ich hatte gerade ein Shirt-Schnittmuster erstellt und konnte das danach genähte Shirt für das Flatlay-Foto nicht flach auf den Boden legen. Wenn ich das Oberteil flach auf den Boden legen wollte, schlug es am Ärmelansatz immer Wellen… Und wenn ich es so ins Regal lege, dann bekommt es ja vielleicht Falten durch die darüber liegende Kleidung… 😉
Zu sagen, dass es unbedingt ein Qualitätsmerkmal ist, dass mein Shirt nicht flach liegt, so weit würde ich jetzt nicht gehen. Aber immerhin weiß ich jetzt, dass es nicht automatisch schlecht ist…
Wie ist es mit dir? Ist es für dich ein Mangel, wenn du Kleidung nicht faltenfrei zusammenlegen kannst? Findest du in Läden gut sitzende Kleidung? Wenn nicht, ist das ein Grund zum Selbernähen?
Ich würde mich freuen, von dir zu dem Thema zu hören!
Viele Grüße,
Cailin
Hat dir der Beitrag gefallen? Mit unserem Newsletter verpasst du keine Neuigkeit mehr und bekommst das Schnittmuster für die Leggings Luna in den Größen 44-116 geschenkt! Die Leggings ist ein echtes Zeitwunder, mit Zuschnitt ist sie in 30 Minuten genäht.
Alternativ kannst du das Schnittmuster auch im Shop erwerben.
Nria meint
Auf den ersten Blick war ich etwas schockiert von der Aussage über die Modehäuser, aber auf den zweiten Blick ergibt das Sinn (vom wirtschaftlichen Standpunkt, nicht vom Nutzen für die Käufer!): Der erste Eindruck des potentiellen Käufers ist das hingelegte Kleidungsstück, nicht das getragene. Wenn überhaupt, wird das Teil nur von einer Schaufensterpuppe getragen, deren Körper sowieso nicht repräsentativ ist (und oft wird das Kleidungsstück sowieso an der Puppe festgesteckt, bis es passt – aber das passiert ja auch bei Modefotos an den Models …).
Von Passform haben die meisten Leute, die nicht nähen (und auch viele, DIE nähen – leider!) wenig bis gar keine Ahnung, und die hauptsächliche Fragestellung bei der Anprobe lautet „Passe ich rein?“
Ich habe mir noch nie drüber Gedanken gemacht, ob ich ein Kleidungsstück flach hinlegen kann. In meinen Schrank kommt alles gefaltet oder auf Bügeln, aber nicht ausgebreitet, und bisher war alles entweder für das eine oder das andere geeignet genug 😀
Die Passform ist mir zwar wichtig, aber 100% perfekt muss es nicht sein. Im Laden finde ich ab und zu etwas Passendes, korrigiere aber oft auch nach (indem ich z.B. Abnäher hinzufüge).
cailin meint
Hallo Nria,
ja bezüglich der Präsentation hast du Recht. Als ich mein Brautkleid gekauft habe, meinte die Ladenbesitzerin sogar, dass die Brautkleid-Models immer auf Kisten stehen. Das gaukelt längere Beine vor und lässt die Kleider besser zur Geltung kommen.
Ehrlich gesagt bin ich aber vermutlich auch kein Experte bezüglich der Passform. Mittlerweile wird mir aber zunehmend wichtiger, dass mich die Kleidung nirgends einengt. Und bei Kinderkleidung ist die Frage ja sowieso oft nur: „Passt das Kind rein?“ – das ist ja auch kein Wunder, wenn die Kleidergröße nur nach der Körpergröße geht 🙂 Das wäre ja wirklich wie wenn es für alle Erwachsenen der Größe 168cm eine Konfektionsgröße gäbe, egal ob sie 50kg oder 100kg wiegen…
Viele Grüße,
Cailin